Athen begann mit Rückkauf von Anleihen

Griechenland will Schuldenberg abtragen

03.12.2012 / Neues Deutschland vom 04.12.2012

Athen (dpa/AFP/nd). Griechenland hat mit dem Rückkauf von Staatsanleihen seiner privaten Gläubiger begonnen. Die staatliche Schuldenagentur PDMA teilte am Montag mit, der Staat stelle zehn Milliarden Euro für das Rückkaufprogramm bereit. Er werde seinen privaten Gläubigern die Schuldtitel für »höchstens« 32,2 bis 40,1 Prozent des Nennwertes abkaufen. Das Rückkaufprogramm ist Teil des Hilfsplans für Griechenland, auf den sich die Euro-Finanzminister, die Europäische Zentralbank und der IWF vergangene Woche geeinigt hatten.

Die »Einladung« an die Inhaber von Schuldtiteln gelte bis kommenden Freitag, zehn Tage später solle das Programm beendet sein, teilte die PDMA mit. Die Gläubiger erhalten im Gegenzug Obligationen des Euro-Rettungsfonds EFSF. Das Rückkaufangebot gilt für 20 verschiedene Anleihetitel, die zwischen 2023 und 2042 auslaufen.

Zuletzt hielten Privatanleger Anleihen im Volumen von etwa 62 Milliarden Euro. Gut die Hälfte davon befindet sich in den Händen von Banken und Anlegern im Ausland. In Athen wird befürchtet, dass ausländische Privatanleger wie Hedgefonds in Erwartung höherer Gewinne das Angebot nicht annehmen werden. Finanzminister Ioannis Stournaras hatte für diesen Fall in der vergangenen Woche über einen »Plan B« gesprochen, ohne Details zu nennen.

Die Kurse von griechischen Anleihen reagierten mit massiven Gewinnen auf die Veröffentlichung des Angebots zum Schuldenrückkauf. Der Kurs für richtungsweisende Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren stieg am Montagvormittag innerhalb weniger Minuten um etwa zehn Prozent. Das höchste Kursgebot lag im freien Handel bei 39,785 Prozent.

Mit der Aktion will Athen seinen Schuldenberg um bis zu 20 Milliarden Euro abbauen, um bis 2020 die Schuldenquote auf 124 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu senken. Läuft sie erfolgreich, werden die von EU und IWF zugesagten Hilfsgelder ausgeschüttet.

Derweil geht die Talfahrt der griechischen Wirtschaft ungebremst weiter. Wegen der harten Sparmaßnahmen und geringen Investitionen rechnet die griechische Notenbank mit einem weiteren Schrumpfen der Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr zwischen 4 und 4,5 Prozent. Seit Ausbruch der Krise sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um gut 20 Prozent gefallen.


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