Fact Sheet zum Tarifkonflikt bei der Deutschen Post AG

Fraktion DIE LINKE im Bundestag

11.06.2015 / linksfraktion.de, 09.06.2015

Der aktuelle Tarifkonflikt bei der Deutschen Post AG ist kein gewöhnlicher. Der DPAG geht es gut: 2014 erzielte sie einen hohen Gewinn von 2,07 Mrd Euro, das operative Ergebnis stieg um 3,5% gegenüber 2013. Die Dividende für die Aktionäre wird daher auch um über 6% erhöht. Doch bis zu 20.000 Beschäftigte will die DPAG aus dem Haustarif raushaben und lagert sie deshalb aus.

Dabei haben die Beschäftigten für einen Vertrag zum Schutz vor Fremdvergaben bereits auf viel Geld verzichtet. Daher nutzte die DPAG einen Trick: Sie hat die Zahl der befristeten Beschäftigten kontinuierlich erhöht. Nun wird ein Teil der zu den Konditionen des Haustarifvertrages der Deutschen Post AG befristet Beschäftigten vor die Wahl gestellt, die Arbeit zu verlieren oder die gleiche Arbeit zu schlechteren Bedingungen bei den neu gegründeten Regionalgesellschaften (DHL Delivery GmbHs) fortzusetzen. In Hessen macht das beispielweise nach 15 Beschäftigungsjahren 30 Prozent weniger Gehalt aus.

Die DPAG hat dazu im Januar 2015, parallel zur bundesweit bestehenden Niederlassungsstruktur, 49 Regionalgesellschaften für die Paketzustellung gegründet. Dort sind in einem ersten Schritt 5000 Zustellbezirke eingerichtet worden. 5500 Mitarbeiter arbeiten dort seit 1.4. zum Tarifvertrag der Logistikbranche. 80% hatten vorher einen befristeten Vertrag bei der DPAG.

Ver.di wehrt sich gegen diesen offensichtlichen Versuch der DPAG, auf Kosten der Beschäftigten noch mehr Gewinn einzuheimsen. Ver.di fordert als Ausgleich eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit von 38,5 auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Die Friedenspflicht endete am 1. April. Ende Mai laufen zudem die Entgelttarifverträge aus. Die Lohnforderung von ver.di beläuft sich dabei auf 5,5%.

Die ersten Warnstreiks haben bereits stattgefunden, die Beteiligung war mit über 20.000 Beschäftigten sehr gut. Am 1. und 2. Juni sollen die Verhandlungen fortgesetzt werden.

Basisdaten Deutsche Post AG
(Daten 2014, aus diversen Quellen)

Beschäftigte
  • Beschäftigte DP AG gesamt (Kopfzahl): 180 000
  • Davon: Beamte (Kopfzahl): 40 000
  • Davon Azubis und DHS (Kopfzahl): 3 000
Von den insgesamt zirka 136 000 Tarifkräften hat die Hälfte Besitzstand (49,9% mit, 50,1% ohne, Stand 11/14)

In Vollzeit arbeiten 63 Prozent, in Teilzeit 37 Prozent

Zustellung (Kopfzahlen)

  • Briefzusteller (Brief und Verbund): 86 000
  • Paketzusteller: 14 700

Veränderungen:

2010 waren es 80 000 Briefzusteller, 2014 sind es 86 000 – also ein Plus von 7 Prozent.

2010 waren es 10 000 Paketzusteller, 2014 sind es 14 700 – also ein Plus von 33 Prozent.


Befristungen:

  • Befristete gesamt: 24 000
  • Davon sog. „Befristete Stammkräfte“: 15 000
  • Davon sog. „Aushilfen/Abrufkräfte“: 9 000
Splittung der Befristeten Stammkräfte (ca. 15 000) auf die einzelnen Bereiche
  • Stationäre Bearbeitung Brief: = 6,8 %
  • Zustellung Brief: 11,17 %
  • Stationäre Bearbeitung Paket: 20,5 %
  • Zustellung Paket: 25 %

Betriebliche Organisation

  • Niederlassungen Brief und entsprechend DHL Delivery GmbHn: 49

Zu den 49 NL Brief gehören:

  • Briefzentren 82
  • Paketzentren 33
  • Zustellbezirke Brief gesamt: 51 000
  • Davon reine Briefzustellung: 21 000
  • Davon Verbund: 30 000
  • Paketzustellbezirke: 9 800
  • Davon fremd vergeben: 990

Tarifabschlüsse

Tarifverhandlungen 2013:

Entgelt: Laufzeit vom 1. April 2013 bis 31. Mai 2015 (26 Monate). 1. Erhöhungsschritt zum 1. August 2013 um 3,1 Prozent, 2. Erhöhungsschritt zum 1. Oktober 2014 um 2,6 Prozent. Es gab einen Arbeitskampf.

Tarifverhandlungen 2012:
Entgelt: Laufzeit vom 1. Januar 2012 bis 31. März 2013 (15 Monate): Erhöhung zum 1. April 2012 um vier Prozent.

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Den letzten großen Arbeitskampf geb es bei der Deutschen Post AG im Frühjahr 2008. Damals wollte das Unternehmen die Wochenarbeitszeit auf 41 h verlängern. Das wurde verhindert. Der Ausschluss von Fremdvergabe und von Kündigungen wurde verlängert, es wurden Lohnerhöhungen von vier und drei Prozent durchgesetzt. Mit insgesamt 30 Streiktagen war diese Auseinandersetzung die härteste seit dem Kampf der damaligen Postgewerkschaft um die so genannten Kölner Verträge Mitte der 90er Jahre.