Die Kosten der Austeritätspolitik

Ein Kurzstudie von Dr. Matthias Kroll

15.01.2014 / World Future Council, 14.01.2014

Zusammenfassung

Austeritätspolitik wird nicht erst als Ergebnis der globalen Finanzkrise praktiziert, sondern seit über 30 Jahren. Eine Folge ist, dass viele Länder unter ihren ökonomischen Möglichkeiten leben, weil sie ihre vorhandenen produktiven Ressourcen nicht voll beschäftigen. Dies drückt sich darin aus, dass große Teile des bereits existierenden Sachkapitalstocks brach liegen und die Massenarbeitslosigkeit, von derzeit global rund 200 Millionen (ILO), zum Normalzustand geworden ist. Die vorherrschende neoklassische Wirtschaftstheorie hat aufgrund ihrer Methodik weder für dauerhafte Massenarbeitslosigkeit noch für das Vorhandensein großer freier Produktionskapazitäten eine überzeugende Erklärung. Daher wird in dieser Studie ein heterodoxer Ansatz gewählt, der die Unterauslastung der produktiven Ressourcen mit einem Modell untersucht, das das Verhalten der Marktteilnehmer in der realen Wirtschaft berücksichtigt. Damit kann auch gezeigt werden, dass eine zusätzliche Nachfrage regelmäßig zu einer steigenden Produktion statt zu höheren Preisen führt. Die wesentliche Ursache für die Unterauslastung des ökonomischen Potenzials liegt in der zu einer unzureichenden Nachfrage führenden Austeritätspolitik. Dem „Unter den Verhältnissen leben“ auf der ökonomischen Ebene steht absurderweise ein „Über den Verhältnissen leben“ auf ökologischer Ebene z.B. beim Verbrauch endlicher und CO2 -freisetzender Ressourcen gegenüber. Der Widerspruch ist jedoch aufzulösen, wenn die freien produktiven Ressourcen für den Aufbau regenerativer Energien und den nachhaltigen Umbau unserer Produktionsweise genutzt werden.

In dieser Untersuchung konnten die globalen Kosten der Austeritätspolitik in Form von verlorener Produktion an Gütern und Dienstleistungen, die aus der Nichtnutzung unserer produktiven Reserven resultieren, auf wenigstens 2,3 Billionen US-Dollar pro Jahr geschätzt werden. Für die Eurozone ergibt sich ein Wert von rund 580 Mrd. Euro. Diese Werte sind als konservative Schätzungen zu verstehen, da nur die Hälfte der aktuell Arbeitslosen als freies Arbeitskräftepotenzial angenommen wurde und in die Bewertung eingeflossen ist. Ebenso wurde darauf verzichtet, das Arbeitskräftepotenzial einzubeziehen, welches nicht durch die offizielle Arbeitslosenstatistik erfasst ist. Nicht erfasst wurden weiterhin alle Kosten, deren Ermittlung nur durch die Monetarisierung von menschlichem Leid möglich gewesen wäre. Bei einer allmählichen Auslastung des derzeit vergeudeten Produktionspotentials durch eine zusätzliche Nachfrage wird es unmittelbar zu neuer Produktion kommen, da die neue Nachfrage auf ein bereits vorhandenes Angebot trifft. Inflationäre Gefahren, die das Angebotspotential übersteigenden Nachfrage entstehen könnten, sind daher nicht zu erwarten.
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Die Kurzstudie finden Sie im folgenden PDF-Dokument oder auf www.worldfuturecouncil.org