Webers Demission ist schlecht für die politische Kultur, aber gut für den Euro

Axel Troost, Pressemitteilung

10.02.2011

"Es ist ein Skandal, dass ein Zentralbankchef mit seinem Informationsvorsprung einfach so in die Privatwirtschaft wechseln kann. Hierfür braucht es endlich gesetzliche Regelungen, die eine mehrjährige Karenzzeit vorschreiben", erklärt Axel Troost zur Debatte über die doppelte Demission von Bundesbankpräsident Axel Weber. Troost, finanzpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE, kann der Absage Webers an den EZB-Chefposten aber auch gute Seiten abgewinnen:


"Etwas zynisch könnte man anmerken: Webers Weggang ist gut für den Euro. Als Chef der EZB wäre er eine schwere Belastung für die Euro-Zone gewesen, weil er die zarten Ansätze von geldpolitischem Pragmatismus, den sich die EZB in der Krise mühsam erarbeitet hat, wieder zunichte gemacht hätte. Weber ist ein Zentralbanker von gestern. Es ist zu hoffen, dass nach Weber ein zeitgemäßerer, weniger verbohrter Chef an die Spitze der Bundesbank rückt.

Mit dem Wechsel Webers zu einer privaten Bank würde zudem endlich für alle sichtbar, was hinter den Kulissen längst gängige Praxis ist: Weber hat Interessenpolitik vor allem für die großen deutschen Banken gemacht. Die Verflechtungen sind so eng, dass ein Personalwechsel nur folgerichtig ist. Als es in der Finanzkrise ernst wurde, hat Weber die Deutsche Bank um Rat gefragt. Es war Weber, der mitten in der Krise der Hypo-Real-Estate (HRE) Deutsche Bank Chef Ackermann anrief und die Deutsche Bank untertänig bat, im Auftrag der Finanzaufsicht das Vermögen der HRE-Tochter in Irland zu bewerten. Webers Argument: Das könne die Deutsche Bank viel besser als die Aufsicht."


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