Die legale Kriminalität des Finanzkapitalismus – Betriebsunfälle oder Resultate der inneren Systemlogik ?

28.06.2009 / Karl Georg Zinn, emeritierter Hochschullehrer der Volkswirtschaftslehre der Rheinisch- Westfälischen Technischen Hochschule, Aachen

"Die Eskalation der „dubiosen“ Finanzpraktiken hat jedoch eine längere Geschichte, und sie ist identisch mit der Geschichte der „Politik der Globalisierung“, die bis in die 1970er Jahre zurückreicht. Damals begann der Abbau der Finanzmarkt- und Kapitalverkehrskontrollen, die zum erheblichen Teil bereits in den 1930er Jahren als Reaktion auf den Zusammenbruch der Börsenspekulationen 1929 eingeführt worden waren. Die Lehren aus der Geschichte wurden in den 1970er Jahren wieder einmal in den Wind geschlagen. Der Siegeszug der neoliberalistischen Marktreligion spielte die ideologische Begleitmusik für die wirtschaftspolitischen „Innovationen“, die den Kapitalismus in den westlichen Industrieländern wieder auf vorkeynesianisches Niveau zurück warfen. Es sind nicht nur die unmittelbaren Profiteure, die die „innovativen Finanzprodukte“ hochjubel(t)en, sondern auch politische und amtliche Meinungsführer bekamen glänzende Augen, wenn sie das „effiziente“ Marktgeschehen priesen, das das Kapitel dem tüchtigsten Investor und der profitabelsten Anlage zuführe." (...)