Attac: Linker Protest in der Frankfurter Börse

Attac-Aktivisten stürmten Parkett / Börsenkurse geben weiter nach / Postbank mit Verlust

28.10.2008 / Neues Deutschland

Rezessionsängste lassen die Aktienkurse weiter einbrechen. Globalisierungskritiker fordern, die Dominanz der Finanzmärkte zu brechen.

Tokio/Frankfurt (dpa/ND). Die Börsen weltweit haben die Woche mit neuerlichen Kursstürzen begonnen. In Tokio fiel der Nikkei-Index auf den tiefsten Stand seit 26 Jahren – das japanische Aktienbarometer schloss 6,36 Prozent im Minus bei 7162,90 Punkten. In Hongkong stürzte der Hang Seng sogar fast 13 Prozent ab – das war der größte Rückgang an einem Tag seit über einem Jahrzehnt. Neben der Unsicherheit wegen der Finanzkrise drückten Sorgen vor einer tiefen Rezession auf die Kurse.

Der Deutsche Aktienindex (DAX) verlor bis zum Mittag 4,7 Prozent, erholte sich dann aber wieder, da die Europäische Zentralbank die Möglichkeit einer weiteren Zinssenkung signalisierte. An der Frankfurter Börse stand vor allem der ifo-Geschäftsklimaindex im Fokus. Das Konjunkturbarometer fiel überraschend deutlich von 92,9 Punkten im Vormonat auf 90,2 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit Mai 2003. Die befragten Unternehmen stellen sich offenbar auf eine Wirtschaftskrise ein.

Die Frankfurter Börse erhielt am Montag unerwarteten Besuch: Globalisierungsgegner vom Netzwerk Attac stürmten den Handelssaal. Als Teilnehmer einer Börsenführung kletterten sie nach eigener Darstellung von der Besuchertribüne über die Brüstung aufs Parkett. Über der DAX-Anzeigentafel entrollten die Störer ein Transparent mit der Aufschrift »Finanzmärkte entwaffnen! Mensch und Umwelt vor Shareholder Value«. Mit der Aktion habe Attac ein Zeichen »gegen die Dominanz der Finanzmärkte« setzen wollen, sagte Stephan Schilling vom Attac-Koordinierungskreis. Der Sicherheitsdienst der Börse brachte die Attac-Mitglieder nach Polizeiangaben nach kurzer Zeit nach draußen. In einer Attac-Mitteilung hieß es, mit dem Protest habe Attac der Wut der Menschen über das »Versagen von Banken und Politikern« Ausdruck verleihen wollen. Die aktuelle Bankenkrise sei das Symptom eines Wirtschaftssystems, das alle gesellschaftlichen Ziele dem Profit der Aktienbesitzer unterordne.

Derweil ist die Postbank durch die Finanzkrise überraschend heftig erwischt worden und in die roten Zahlen gerutscht. Die Post-Tochter musste im dritten Quartal unter anderem wegen risikoreichen Engagements bei der zusammengebrochenen US-Investmentbank Lehman Brothers einen Vorsteuerverlust von 449 Millionen Euro hinnehmen, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Nun braucht Deutschlands größte Filialbank, die bislang relativ glimpflich durch die Turbulenzen gekommen war, rund eine Milliarde Euro frisches Kapital. Dazu soll es noch im vierten Quartal mit Hilfe des Mehrheitseigners Deutsche Post eine Kapitalerhöhung geben. Staatliche Hilfe will das Bonner Geldinstitut nicht in Anspruch nehmen. Die Dividende für dieses Jahr wird gestrichen.

Die von der Finanzkrise hart getroffene Ukraine wird vom Internationalen Währungsfonds mit 16,5 Milliarden Dollar gestützt. Der Kredit ist daran gekoppelt, dass Kiew einem Finanzplan des IWF zustimmt.

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