Moral à la Siemens

23.07.2008 / Von Kurt Stenger, Neues Deutschland

Erstmals will ein deutscher DAX-Konzern frühere Vorstandschefs auf Schadenersatz verklagen. Sollten sich die Medienberichte bewahrheiten, wäre dies nicht der erste Superlativ im Siemens-Skandal um milliardenschwere schwarze Kassen, systematische Bestechung im Ausland und Kauf von handzahmen Betriebsräten. Wenn aber Topmanager für Fehlverhalten finanziell belangt werden, könnte dies Folgen weit über Siemens hinaus haben.


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Die Frage ist nur, wie ernst man es mit dem Vorgehen gegen Heinrich von Pierer und Klaus Kleinfeld meint. In den USA wollen Aktionäre gegen den Konzern vor Gericht ziehen, falls er die früheren Chefs nicht auf Schadensersatz verklagt. Will man sich also nur weiteren Ärger in der Affäre ersparen? Und die Vorwürfe gegen den langjährigen »Mr. Siemens«, von Pierer, wiegen zwar schwer, beinhalten aber keine aktive Verstrickung in die Affäre – weil die Manager-Haftpflichtversicherung, die einen Teil des Schadens tragen soll, bei Vorsatz nicht zahlen würde?

Gewiss setzt sich Siemens wohltuend von früheren Gepflogenheiten hiesiger Unternehmen ab, die aufgeflogene Korruptionspraktiken als Einzelfälle weniger schwarzer Schafe abgetan haben. Doch was hat die neue Siemens-Spitze wirklich gelernt? Auf eine moralisch saubere Unternehmensführung setzt auch sie nicht, wie das selbstherrliche Vorgehen beim geplanten massenhaften Stellenabbau zeigt.