Genf - Die weltweit schwache wirtschaftliche Erholung hat nicht zu Verbesserungen auf dem globalen Arbeitsmarkt geführt. Im Jahr 2013 waren fast 202 Millionen Menschen ohne Arbeit, so das Ergebnis eines Berichts über Globale Beschäftigungstrends[1], den die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums in Davos vorgelegt hat.
Demnach blieb das Beschäftigungswachstum schwach, die Arbeitslosigkeit, besonders unter jungen Menschen, stieg weiter an und eine hohe Anzahl zunehmend entmutigter Arbeitnehmer konnten nicht in den Arbeitsmarkt integriert werden.
Die in vielen Wirtschaftszweigen erzielten Gewinne wurden in Vermögenswerte investiert und nicht zur Schaffung von Arbeitsplätzen genutzt. Dies beeinträchtigt die langfristigen Beschäftigungsaussichten.
Nach den derzeitigen Trends werden bis zum Jahr 2018 zusätzlich 200 Millionen Jobs geschaffen - zu wenig, um die wachsende Zahl von neu in den Arbeitsmarkt eintretenden Menschen aufzunehmen.
„Politisches Umdenken ist dringend geboten. Es sind stärkere Anstrengungen nötig, um die Schaffung von Arbeitsplätzen zu beschleunigen und um Unternehmen zu unterstützen, die Arbeitsplätze schaffen“, so ILO-Generaldirektor Guy Ryder.
Fakten und Zahlen
In Entwicklungsländern bleibt informelle Arbeit weit verbreitet während sich die Entwicklung hin zu besserer Jobqualität verlangsamt hat. Das bedeutet, dass weniger arbeitende Menschen der Armut entfliehen können. 2013 verringerte sich die Anzahl der Arbeiter in extremer Armut – sie müssen mit weniger als 1.25 US$ am Tag auskommen – weltweit nur um 2.7 Prozent. Das ist einer der niedrigsten Werte der letzten Dekade, die unmittelbaren Krisenjahre ausgenommen.
Die weltweite Erholung am Arbeitsmarkt wird durch eine zu geringe Gesamtnachfrage gebremst. In vielen entwickelten Ländern belasten starke Kürzungen öffentlicher Ausgaben sowie die Erhöhungen der Einkommens- und Verbrauchersteuern private Unternehmen und Haushalte.
Mangelnde politische Abstimmung zwischen Geld- und Fiskalpolitik trägt darüber hinaus zu größerer Verunsicherung am Arbeitsmarkt bei. Als Folge halten sich Unternehmen bei Neueinstellungen oder langfristigen Investitionen oft zurück.
Die Phasen der Arbeitslosigkeit haben sich beträchtlich verlängert. In einigen Ländern, wie Spanien und Griechenland, benötigen Arbeitssuchende im Vergleich zur Zeit vor der Krise doppelt so lange, um einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Zudem werden immer mehr potentielle Arbeitnehmer entmutigt und stehen dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung, was zur Minderung ihrer Qualifikationen und steigender Langzeitarbeitslosigkeit führt. „Was wir brauchen sind mehr und gezieltere Investitionen in aktive Arbeitsmarktpolitik und Qualifikation“, so Ekkehard Ernst, Leiter der Abteilung Beschäftigungstrends und Hauptautor des Berichts.
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