Seit der Jahrtausendwende gibt es einen steigenden Trend der Rohstoffpreise – mit bislang zwei Preisspitzen (2008 und 2011–12). Ein wesentlicher Teil des Preisauftriebs wird aufFundamentalfaktoren zurückgeführt, wie die weiter zunehmende Zahl der Weltbevölkerung, steigenden Fleischkonsum in den Schwellenländern und die Konkurrenz zwischen Teller und Tank in den USA und Europa. Ein Teil des Preisauftriebs wird jedoch auch auf die Finanzialisierung der Rohstoffmärkte zurückgeführt.
Unter der Finanzialisierung der Rohstoffmärkte versteht man den Zustrom von Fi-nanzkapital zu den Warenterminmärkten. Das Finanzkapital wird also nicht direkt auf den Märkten eingesetzt, wo die tatsächliche Ware gehandelt wird (das sind die Spotmärkte), sondern auf den Märkten, wo Kontrakte für Anrechte auf Lieferun-gen in der Zukunft (die Futures) gehandelt werden.
Ein Grund für den Zustrom von Finanzkapital zu den Terminmärkten liegt in der globalen Liquiditätsschwemme. Die Aufblähung der Liquidität oder die „Verbilligung des Geldes“ war eine wichtige Maßnahme zur Bekämpfung der weltweiten Wirtschaftskrisen (zuerst der Dotcom-Krise, dann der globalen Finanzkrise). Ein anderer Grund für die Liquiditätsschwemme sind die hohen privaten Ersparnisse in Hocheinkommens- und Schwellenländern, für die lukrative Anlagen gesucht werden.
Das von den Managern eines speziellen Anlageproduktes („managed futures“) verwaltete Kapital, das an den Warenterminmärkten eingesetzt wird, hat sich beispielsweise von 2000 bis heute (Mitte 2013) verneunfacht. Die einzelnen Kapitalsammelfonds verfolgen allerdings unterschiedliche Anlagestrategien. Nach den jeweils verwendeten Strategien lassen sich unter anderem Hedgefonds von Indexfonds abgrenzen.
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GREGOR GYSI: 90 Prozent unserer Zeit darauf verwenden, Politik zu machen