Rekordüberschuss: Mittel sinnvoll einsetzen!

DGB klartext 31/2016

29.08.2016 / DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik, 26.08.2016

Schäuble im Glück: 18,5 Mrd. Euro Rekordüberschuss haben Bund, Länder, Kommunen und Sozialversicherungen allein im I. Halbjahr gemacht! Der Staat gibt weniger aus als er einnimmt. 2016 könnte der Finanzierungsüberschuss aus 2015 (21 Mrd. Euro) getoppt werden. Aber nicht nur der deutsche Staat spart. Auch private Haushalte häufen Jahr für Jahr Riesenüberschüsse an. 2015 waren es über 145 Mrd. Euro. Das heißt aber nicht, dass alle Haushalte sparen. Es sind vor allem die Topverdiener, Superreiche und Vermögende, die nicht wissen, wohin mit ihrem Geld. Untere und mittlere Einkommen haben eine geringe Prokopf-Ersparnis oder sogar Nettoschulden. Ungerechte Verteilung zwischen Arbeit und Kapital und die steuerliche Privilegierung der Superreichen haben dazu beigetragen, dass auch private Haushalte massive Überschüsse aufhäufen. Zwischenbilanz: Private Haushalte und Staaten sparten im vergangenen Jahr zusammen über 166 Mrd. Euro. Hinzu kommt, dass auch Unternehmen ihre Gewinne sparen und weniger investieren als sie einnehmen. 2015 fast 97 Mrd. Euro.

Kurzum: Deutschland als Nettosparer bringt stolze 263 Mrd. Euro Überschuss auf die Waage (vgl. Grafik). Wenn so hohe Ersparnisse nach Anlagen suchen und keiner Kredite nachfragt, ist es auch kein Wunder, dass die Zinsen (der Preis für Geld) im Keller sind. Eine Welt, in der alle sparen, kann es nicht geben. Jeder Sparer braucht einen Schuldner. Und wenn alle inländischen Sektoren sparen, bleibt nur noch das Ausland, das sich bei uns verschuldet, investiert, Geld ausgibt und damit auch die (deutsche) Wirtschaft ankurbelt. Das hat aber Risiken und Nebenwirkungen. Das Ausland kann ähnlich wie in der Krise seit 2008 seine Zahlungsfähigkeit verlieren. Dann wäre ein Teil der deutschen Ersparnisse futsch. Höchste Zeit für eine klügere „Anlagestrategie“. Für Schäuble heißt das: Der Staat muss endlich investieren! Rekordüberschüsse machen keinen Sinn, wenn unser Land eine marode Infrastruktur vor sich herschiebt, Schulklos zum Himmel stinken und es an bezahlbaren Wohnraum mangelt. Allein die Kommunen schieben einen Investitionsstau von 136 Mrd. Euro vor sich her. Mehr als 7 Mrd. Euro jährlich wären nötig, um die bundesweite Verkehrsinfrastruktur zu sanieren und zu erhalten. Hinzu kommen die riesigen Investitionsbedarfe im Bereich Bildung und Soziales.

Außerdem erzielt der Staat seinen gewaltigen Überschuss auch dadurch, dass er untere und mittlere Einkommen steuerlich stark belastet, während Vermö- gende und Topverdiener entlastet wurden. Das ist nicht nur ungerecht, sondern volkswirtschaftlich unsinnig. Denn der Staat gibt dem, der das Geld ohnehin nur spart und nimmt dem weg, der gerne mehr Geld für ein besseres Leben ausgeben würde. Steuergerechtigkeit ist also das Gebot der Stunde. Der Staat hat viele Möglichkeiten, seine Einnahmen sinnvoll zu verwenden. Überschüsse anhäufen zählt nicht dazu.