Genossen setzen wieder auf Axel Troost - Nominierungsveranstaltung der Linken: Finanzfachmann holt 97,3 Prozent der Stimmen und zieht 2013 in den Bundestagswahlkampf

Von Ulrike Witt

03.12.2012 / Leipziger Volkszeitung, 03.11.2012
Wahlkreisversammlung der Linken im Großen Lindensaal: Axel Troost erläutert kurz vor der Stimmabgabe noch einmal seine Ziele

Markkleeberg. Die Wahlkreisversammlung der Linken hat am Sonnabend im Großen Lindensaal in Markkleeberg ihren Bewerber für die Bundestagswahl 2013 nominiert. Wie erwartet, zieht der Wahl-Sachse Axel Troost für den Wahlkreis 154 (Landkreis Leipzig) ins Rennen. Der 58 Jahre alte Finanz- und Wirtschaftsfachmann, der seit 2006 im Bundestag sitzt, war der einzige Kandidat und holte 97,6 Prozent der Stimmen.

Mit einer Überraschung rechnete keiner. Das wurde bei der Auftaktrede des Landes- und Fraktionsvorsitzenden Rico Gebhardt deutlich, die eine Lobeshymne auf Troost war: "Einen Finanz- und Wirtschaftspolitiker seines Formats wollen wir im Kreisverband Westsachsen nicht verlieren. Auch der Bundestag braucht einen so streitbaren Fachmann." Troost sei Mensch geblieben - sachlich und fair. Einer, der bei Auseinandersetzungen nicht stur auf seiner Meinung beharrt. "Ich hätte Axel gern wieder im Bundestag." Die Wahlkreisversammlung folgte seinem Wunsch.

Für den Wahlkampf präsentierte Troost sieben Schwerpunkte. Ganz oben - die Europa-Politik. "Viele verstehen nicht, warum wir im Bundestag gegen die Griechenland-Hilfen gestimmt haben. Weil es vergiftete Geschenke sind, die den Griechen einen rigorosen Sparkurs auferlegen und die Wirtschaft in die Knie zwingt." Die Linke sei keine antieuropäische Partei, sondern sie wolle ein demokratisches Europa - und soziale Gerechtigkeit, das zweite große Thema im Wahlkampf.

"Die Kluft zwischen Arm und Reich ist in der Bundesrepublik noch nie so groß wie heute gewesen. Wir sind für eine Umfairteilung", so Troost. Mehr Geld sollen auch die Kommunen bekommen. "Wir wollen eine starke Selbstverwaltung. Deshalb möchte ich im neuen Bundestag Mitglied der Föderalismuskommission werden und ostdeutsche Interessen vertreten."

Als vierten Punkt nannte Troost den sozial-ökologischen Umbau. "Wir wollen warme Wohnungen und nicht warme Worte." Dies gelte auch für den Mindestlohn und die Angleichung der Ost-West-Renten. Die Linke sei noch immer die Partei der Ostdeutschen - "auch wenn wir gesamtdeutsch aufgestellt sind", so Troost. Position bezog der Kandidat auch in Sachen Frieden und Abrüstung: "Wir sind dafür, dass sämtliche Rüstungsexporte in Krisenregionen wie der Nahe Osten sofort gestoppt werden."

Dass die Linke die Regierungsbank auch 2013 nicht erklimmen wird, sah Troost pragmatisch: "Veränderungen sind nicht an die Regierung gebunden. Die kann auch eine Opposition erreichen. Es ist wichtig, dass wir eine starke, fühlbare Linke in den Bundestag bekommen." Er stehe dabei für Inhalte und weniger Polemik. Dennoch versäumte Troost es nicht, bei den Westsachsen (Heimat-)Punkte zu sammeln. "Ich bin mit meiner Frau vor einem Jahr von Bremen nach Leipzig gezogen. Wir fühlen uns hier sehr wohl."

Nach donnerndem Applaus war das Wahlergebnis reine Formsache: Von 82 Genossen votierten 80 für den Kandidaten, zwei gegen ihn. "Ein schönes und mit 97,6 Prozent ehrliches Ergebnis", kommentierte Troost und versprach sich "aktivst in den Wahlkampf einzubringen". Sein Ziel: das Direktmandat. "Das wird schwer, aber wir sollten es versuchen." Auf jeden Fall wolle er Platz 2 und der CDU so nah wie möglich kommen. Helfen soll eine goldene Schaufel. Die wurde Troost überreicht, damit er mit Katharina Landgraf bei Baumpflanzungen und Straßeneinweihungen mithalten kann. Aber auch Gebhardt hatte einen Tipp: "Wir müssen überprüfen, ob unsere Beschlüsse alltagstauglich sind. Da haben wir Reserven."