Zukunft 2020 – ein Modell für ein soziales Deutschland

Studie im Auftrag der Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung

01.05.2009 / Klaus Bartsch, Unter Mitarbeit von Gerhard Leithäuser und Claudia Temps, Expertisen und Dokumentationen,

Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin,und niemand ginge, um mal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge. (Kurt Marti)

Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um die modellgestützte Simulierung verschiedener wirtschaftspolitischer Szenarien für Deutschland, die ein Team von Klaus Bartsch Econometrics im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung durchgeführt hat. Es bildet eines der zentralen Forschungsprojekte im Rahmen des stiftungsweiten Projektes Zukunft 2020, das sich zur Aufgabe gesetzt hat,Strategien und Politiken zu identifi zieren, die es erlauben, bis zum Jahr 2020 ein soziales Deutschland zu erreichen. Darunter verstehen wir: Eine freie, solidarische und kinderfreundliche Gesellschaft mit gleichen Chancen der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Teilhabe unabhängig von Geschlecht und Herkunft; eine lebendige Demokratie mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern; eine nachhaltig wachsende Wirtschaft mit guter Arbeit für alle; einen vorsorgenden Sozialstaat, der mehr Bildung und Gesundheit ermöglicht; ein Land, das in Europa und der Welt Verantwortung für Frieden und sozialen Fortschritt übernimmt. Das „Modell für ein soziales Deutschland“ simuliert eine Reihe interdependenter und aufeinander abgestimmter Politikbündel, die dazu beitragen sollen, die wirtschaftlichen Voraussetzungen eines sozialen Deutschlands im oben genannten Sinne zu erreichen. Dazu wird zunächst in einem Basisszenario die Fortschreibung bisheriger Politiken simuliert, die erwartungsgemäß keine wesentliche Verbesserung der sozialen Lage außer einer Konsolidierung der Staatsfinanzen bringen, da im Modell auch die gegenwärtigen Steuersätze beibehalten werden. Diesem Basisszenario werden anschließend Szenarien mit alternativen Politikbündeln gegenübergestellt, die auf eine Verbesserung des Humanvermögens, der Verteilung und auf eine Stabilisierung der Nachfrage im europäischen Kontext zielen. Im Komplettszenario sind all diese Politikbündel integriert und ihre Wechselwirkungen berücksichtigt. So entsteht bis 2020 das beste Szenario mit massiven Investitionen in Bildung, offensiver Verteilungspolitik und Maßnahmen zur Nachfragestabilisierung angesichts der Finanzkrise. Es ermöglicht ein relatives hohes Wachstum mit sinkender Arbeitslosigkeit und sozialem Ausgleich auf schwedischem Niveau. Wenn die richtigen politischen Maßnahmen ergriffen werden, kann die Prekarisierung und soziale Spaltung der deutschen Gesellschaft gestoppt und rückgängig gemacht werden. Deutschland kann im Jahr 2020 wirtschaftliche Stärke und sozialen Ausgleich so verbinden, dass die Menschen wieder Vertrauen in die Demokratie, den Sozialstaat und die Zukunft haben.

Michael Dauderstädt
Leiter der Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik