Antifaschistische Demo in Wurzen - Wichtiges Signal, trotz holprigem Start

27.07.2017 / Jens Kretzschmar, Holger Luedtke, Axel Troost

Für den 2. September hat eine bundesweite Initiative eine antifaschistische Kundgebung in Erinnerung an die vor 25 Jahren in Rostock-Lichtenhagen stattgefundenen Pogrome gegen Asylbewerberinnen und -bewerber in Wurzen angemeldet. Zu den Medienveröffentlichungen im Umfeld dieser geplanten Kundgebung erklären Vertreter der LINKEN aus dem Landkreis Leipzig:

Im Landkreis Leipzig und der Region Wurzen sind seit vielen Jahren rechtsextremistische Strukturen existent und aktiv. Die von ihnen ausgehende Hetze und Gewalt gegen anders Denkende, anders Lebende, anders Aussehende, gegen Demokratie, Mitmenschlichkeit und Rechtstaatlichkeit darf weder relativiert noch verharmlost werden. Sie untergraben die freiheitlich-demokratische Grundordnung und die Grund- und Freiheitsrechte eines Jeden. Vielmehr braucht unser Gemeinwesen viele Menschen, die aktiv dieser Menschen- und Demokratiefeindlichkeit entgegentreten.

Unsere Gesellschaft braucht insbesondere die Vereine, Initiativen, Kirchen und Einzelpersonen, die sich für eine offene Gesellschaft, eine gewinnende und gelingende Integration von Minderheiten und abgehängten Gruppen sowie vor Krieg und Hunger zu uns Geflüchteter engagieren. Das Netzwerk für demokratische Kultur in Wurzen ist dafür seit Jahren ein gutes Beispiel.

Jens Kretzschmar, Stadt- und Kreisrat der LINKEN: „In Wurzen nimmt die Beharrlichkeit dieser Engagierten zunehmend größer werdende Teile der Wurzener Stadtgesellschaft für sich ein. Auch die Stadt Wurzen hat gemeinsam mit vielen Aktiven schon erfolgreiche Arbeit geleistet. Es sei erinnert an die Stolpersteinverlegungen und an die gute Zusammenarbeit in Fragen der Aufnahme und dezentralen Unterbringung Geflüchteter und an ähnliche Aktivitäten.“

Um diese langwierige und schwere Arbeit für eine offene und solidarische Gesellschaft zu unterstützen und um sie zu stärken, müssen neben einer symbolischen Solidarisierung vor allem die aktive Mitgestaltung und der friedliche und demokratische Widerstand gegen rechtsextremistische Kräfte aus der Mitte der Wurzener Stadtgesellschaft getragen werden. Deshalb wollen wir mit den Initiativen, den Vereinen, Kirchen und aktiven Einzelpersonen vor Ort, die diese wichtige Arbeit leisten, ins Gespräch kommen.

Dazu der Kreisvorsitzende der LINKEN Westsachsen Holger Luedtke: „Wenn nun durch mangelnde Absprachen im Vorfeld der Eindruck entsteht, eine Hamburger Gruppierung käme einfach in die Stadt, um zu demonstrieren und ihr anschließend für längere Zeit den Rücken zu kehren, ist das kontraproduktiv. Es sorgt für weitere Sympathien mit dem rechten Rand und stärkt diesen. Aggressive Rhetorik und Pauschalverurteilungen von ‚außen‘ machen die so wichtige Arbeit gegen neonazistische Strukturen schwerer, nicht einfacher.“

Der Bundestagsabgeordnete und Direktkandidat der LINKEN für den Landkreis Leipzig Dr. Axel Troost ergänzt: „Wir müssen demokratischen Kräften in der Region den Rücken stärken, statt Menschen das Gefühl zu geben, dass ihre Arbeit nicht anerkannt wird oder örtliche AntifaschistInnen in einen Topf mit den Menschenverächtern der Neonazis zu stecken. Wir sollten also Solidarität mit den Opfern rechter Gewalt demonstrieren. Mit Geflüchteten, die in Wurzen attackiert wurden, genauso wie mit dem NDK Wurzen oder dem Bornaer Verein Bon Courage, dessen Büro wiederholt angegriffen wurde. Wir müssen deutlich machen, dass wir zusammen für eine weltoffene Gesellschaft stehen.“

Abschließend sagt Holger Luedtke: „DIE LINKE Westsachsen ist weder im Vorfeld informiert worden, noch fanden dazu Gespräche statt. Auch die Organisatoren sind uns oder vor Ort nicht bekannt. Eine friedliche Demonstration gegen rechte Hetze und für eine solidarische Gesellschaft ist uns willkommen. Nun liegt es an den Anmeldern und AkteurInnen in der Region, eine friedliche Kundgebung in Solidarität mit den Opfern rechter Gewalt und für eine solidarische Gesellschaft zu organisieren. Mit der Wurzner Zivilgesellschaft. Dann bekommt diese Demonstration ihre Legitimation. Dazu fordern wir hiermit auf!"