IMK Report: Mit dem Export aus der Krise? Deutschland im Euroraumvergleich

Nr. 53 | August 2010

31.08.2010 / Heike Joebges, Fabian Lindner, Torsten Niechoj

Das Wachstum zieht wieder an. Hat die deutsche Wirtschaft damit die Krise überwunden und ist auf gutem Weg zu einem stabilen Wachstumspfad? Richtig ist, dass in der Krise wirtschaftspolitisch erfolgreich agiert wurde. Die Konjunkturprogramme kamen zwar spät, waren aber effektiv. Der Bankensektor wurde stabilisiert und Beschäftigung weitgehend gehalten. Die Konjunkturprogramme und die stabil gebliebenen Importe haben auch die anderen Euroraumländer stabilisiert. Dieser Erfolg beruht auf einer Binnenorientierung der deutschen Wirtschaft in der Krisenzeit, die aber nicht von langer Dauer sein dürfte. Denn wieder sieht es danach aus, dass Wachstum und Beschäftigung vor allem durch Exportüberschüsse geschaffen werden sollen. Dieses Wachstumsmodell war aber in der Vergangenheit gesamtwirtschaftlich nicht besonders erfolgreich. Zum einen blieben die Wachstumsraten seit der Euro-Einführung 1999 bis zur Krise trotz der Exportüberschüsse unterhalb des Euroraumdurchschnitts. Zum anderen hat die Lohnzurückhaltung in Deutschland die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der anderen Länder des Euroraums untergraben und damit zur Entstehung hoher Auslandsschulden einiger Euroraumländer beigetragen. Soll sich diese wenig erfolgreiche Bilanz seit Euro-Einführung nicht nach der Krise fortsetzen, müssten in Deutschland dauerhaft die Binnennachfrage und damit auch die Importe gestärkt werden. Dafür sollten die Lohnsteigerungen den Verteilungsspielraum ausschöpfen, und der Staat müsste stärker in Infrastruktur und Bildung investieren.