Axel Troost, Trauer um Hermann Scheer

15.10.2010

Im Alter von 66 Jahren ist am Donnerstag der sozialdemokratische Umweltpolitiker und Träger des Alternativen Nobelpreises Hermann Scheer in Berlin gestorben. Der Tod kam plötzlich und unvorbereitet.

Mit seinem Tod verliert die Bundesrepublik einen der profiliertesten und bekanntesten Umweltpolitiker. Wie nur wenige hat sich Hermann Scheer für die Energiewende in Deutschland eingesetzt. Er hat damit nicht nur den Weg geebnet für den massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien, sondern dazu beigetragen, dass die Vision einer zu 100% auf erneuerbaren Energien beruhende Energieversorgung heute nicht mehr Utopismus ist, sondern ein gesellschaftlich verankertes und realistisches Ziel.

Hermann Scheers Verdienst besteht darin, Ökologie und Sozialpolitik in einem Zusammenhang zu sehen und er wusste, dass der von ihm angestrebte sozial-ökologische Umbau die enge Zusammenarbeit von SPD, LINKEN und Grünen benötigt.

Mit dem Institut Solidarische Moderne (ISM) hat er zuletzt einen Ort mitgeschaffen, der zu parteiübergreifenden Debatte im rot-rot-grünen Spektrum dient. Er war Gründungsmitglied und Kuratoriumssprecher des ISM und vom ersten Tag an dessen treibender Initiator und unverzichtbarer Berater. Er hinterlässt eine Lücke im öffentlichen Leben der Bundesrepublik Deutschland, die nicht zu schließen ist. Sein Wirken als Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, Bundestagsabgeordneter und politischer Publizist, als Präsident von Eurosolar und General Chairman des World Council for Renewable Energy war einzigartig.

Von 1993 bis 2009 war er Mitglied im Parteivorstand der SPD. 1999 erhielt er für seine Verdienste als Pionier und politischer Wegbereiter für erneuerbare Energien den Alternativen Nobelpreis. Zur Gründung des Instituts sagte er: "Ich engagiere mich im Institut Solidarische Moderne, weil dies der richtige Rahmen für das Pflanzen einer sozial-ökologischen Perspektive ist gegen die vom sogenannten Neoliberalismus produzierte Wüste." In diesem Geiste wird seine Vision weiterleben.

Dr. Axel Troost