Immer mehr Sachsen pendeln in den Westen

Über 72 000 arbeiten in Altbundesländern / Fachkräftemangel befürchtet

21.10.2009 / Leipiger Volkszeitung (LVZ)

Die Zahl der Pendler hat in den vergangenen Jahren wieder kontinuierlich zugenommen. Fuhren 2005 noch 66 522 Sachsen zur Arbeit in die alten Bundesländer, waren es laut Statistischem Landesamt im vorigen Jahr 72 351. Angesichts der demografischen Entwicklung warnen Experten vor einer Zuspitzung des Fachkräfteproblems.

Insgesamt pendeln etwa 366 000 Ostdeutsche in den Westen, wie aus einer 2008 veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervorgeht. Umgekehrt sind es nur 77 000. „Für viele Ostdeutsche ist ein höheres Einkommen der Grund, in den Westen zu pendeln“, sagt Anette Haas vom IAB. Für etliche sei es aber auch der einzige Weg, um nicht arbeitslos zu sein. Die Gruppe mit der höchsten Mobilität seien junge Arbeitnehmer nach ihrem Berufsabschluss. „Allgemein gilt: Je höher qualifiziert jemand ist, desto mobiler ist er“, sagt die Mitautorin der Studie. „In Ostdeutschland aber sind auch gering Qualifizierte sehr mobil, um nicht arbeitslos zu sein.“

Bei fast jedem zweiten Sachsen heißt das Ziel dabei Bayern. Mit Abstand folgen Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Besonders viele Pendler in Altbundesländer gibt es mit 9595 im grenznahen Vogtlandkreis, in Leipzig sind es laut Statistik 8728, in Dresden 6989. Insgesamt gehen 131 190 Sachsen einer Beschäftigung in einem anderen Bundesland nach. Gleichzeitig arbeiten fast 83 672 Arbeitnehmer aus anderen Bundesländern, sogenannte Einpendler, im Freistaat.

Mittelfristig sieht Herbert Buscher, Arbeitsmarktexperte des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle, die Gefahr, dass sich der Fachkräftemangel durch die Pendlerströme zuspitzt. Besonders ländliche Regionen würden weiter austrocknen. Um die Arbeitskräfte in der Heimat zu halten, spielten die Themen Vergütung, Sicherheit und Karrierechancen eine Rolle. Die Unternehmen müssten dabei vorausschauend reagieren: „Sie sollten bereits jetzt so viel wie möglich in die Ausbildung von Lehrlingen und die betriebliche Weiterbildung investieren“, so Buscher.