Hickel drängt Aussichtsräte zum Verzicht

06.08.2008 / Die Welt v. 4.8.2008

Der arbeitnehmerfreundliche Ökonom Rudolf Hickel will den Aufsichtsräten an den Geldbeutel. Er fordert, dass sie auf geldwerte Vorteile wie Freiflüge verzichten sollen. Die Vertreter der Linken treibt die Sorge um, dass im Nachgang zum Fall Bsirske die Mitbestimmung der Gewerkschaften in den Kontrollgremien eingeschränkt wird.

Angesicht der Diskussion um die Freiflüge für Ver.di-Chef Frank Bsirske hat der renommierte Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel Konsequenzen gefordert: „Alle geldwerten Vorteile für Aufsichtsratsmitglieder müssen abgeschafft werden. Das ist ein Überbleibsel der Pfründeökonomie“, sagte der Leiter des Instituts für Arbeit und Wirtschaft (IAW) in Bremen. Zudem solle ein Verhaltenskodex für alle Mitglieder solcher Gremien geschaffen werden.

Hickel, der selbst als Arbeitnehmervertreter unter anderem im Aufsichtsrat der Allianz und der Salzgitter AG saß, äußerte Verständnis für die öffentliche Empörung über die Freiflüge Bsirskes. Der Ver.di-Chef, der zugleich stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Lufthansa ist, habe die Dimension seines Verhaltens zunächst nicht richtig eingeschätzt, mittlerweile aber seinen Fehler eingesehen.

Grundsätzlich gebe es ein Spannungsfeld zwischen den Interessen der Arbeitnehmer und denen des Unternehmens, denen die Mitglieder des Aufsichtsrats verpflichtet seien. Dieser Konflikt dürfe aber nicht dazu führen, dass die Mitbestimmung der Arbeitnehmer in Aufsichtsräten eingeschränkt werde. Oft könnten die Arbeitnehmer die Interessen des Unternehmens sogar besser vertreten, etwa bei geplanten Übernahmen oder wenn es darum gehe, die Motivation der Mitarbeiter zu stärken.

Hickel stellte klar, dass Gewerkschaftsmitglieder in Aufsichtsräten ihre Einkünfte aus diesen Tätigkeiten zum allergrößten Teil an die gewerkschaftseigene Hans-Böckler-Stiftung abgeben. Das mache die Arbeitnehmervertreter frei in ihren Entscheidungen. Mit dem abgeführten Geld würden dann von der Stiftung unter anderem Vertreter geschult, die dann wiederum die Interessen der Arbeitnehmer in Aufsichtsräten verträten. „Dieses Recycling der Honorare halte ich für eine sehr gute Idee“, sagte er.

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