Wohlergehen

27.05.2008 / Von Michaela von der Heydt, Neues Deutschland

Die Zahl benachteiligter Kinder nimmt in Deutschland zu, und zwar so schnell, dass Bundesarbeitsminister Olaf Scholz sich wohl genötigt sah, die Zahlen zu schönen. Nicht jedes achte, sondern schon jedes sechste Kind wächst in Armut auf, wissen wir nun. Betroffen sind vor allem jene mit Migrationshintergrund und von Alleinerziehenden.

Doch genaue Zahlen sind eigentlich sekundär. Fakt ist, Diagnose und Folgen des soziales Missstands, der Millionen Kindern die Lebenschancen nimmt, sind seit Jahren bekannt. Sie leiden häufiger an chronischen Krankheiten, an Essstörungen und psychischen Auffälligkeiten. Sie haben schlechtere Bildungschancen und vor allem oft keinen Lebensmut. Es wird nicht besser, trotz guter Konjunkturdaten. Hieran ist Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen nicht unschuldig. Sie spielt mit ihren Plänen zum gestaffelten Kindergeld Eltern gegeneinander aus, fördert mit dem Elterngeld jene, die ohnehin einen guten Job haben, und sie duldet, dass Alleinerziehende beim Kinderzuschlag und Unterhaltsvorschuss benachteiligt werden. Sie könnte sich stattdessen stark machen für eine Förderung unabhängig vom Familienstatus. Die Sozialschwachen brauchen höhere Regelsätze, Unterstützung für Schulessen, Kleidung, Bildungsangebote oder auch Spielzeug – und eine gut ausgestattete Jugendhilfe, wenn die Verzweiflung überhand nimmt. Damit endlich das Wohlergehen der Kinder Maßstab aller Dinge wird.

Schlagwörter