Gesundheitspolitik: Vogel Strauß lässt grüßen

14.02.2008 / Von Silvia Ottow im Neuen Deutschland

Die Kampagnenwut des Bundesgesundheitsministeriums offeriert alle paar Wochen ein neues Produkt. Manchmal nur deswegen, weil das alte nicht genügend durchdacht war. Dieses Mal werden Plakate 100 000 Menschen ohne Krankenversicherung auffordern, schleunigst in eine Kasse zurückzukehren oder einzutreten. Seit April 2007 ist jeder Bürger dazu gesetzlich verdonnert – ein Ergebnis der letzten Gesundheitsreform. Es wurde damals schon bejubelt, als hätte man die Sonne verpflichten können, täglich zu scheinen. Dabei waren die Probleme programmiert.

Selbstverständlich ist es ratsam, für Krankheitsfälle vorzusorgen, und die Idee, das für jeden Menschen im Land zur Pflicht zu machen, kann man angesichts des vorhandenen Sozialsystems nur begrüßen. Schlimm genug, wie schnell ein Versicherter aus der Kasse fliegt. Das kann dem Studenten passieren, der nach dem 14. Semester oder dem 31. Geburtstag seine Beiträge verdoppeln muss, das Geld nicht aufbringen kann und die Kassenpost einfach nicht mehr öffnet. Oder dem Selbstständigen, der zu wenig verdient und glaubt, an dieser Stelle sparen zu können.

Wer jetzt noch unversichert ist, dürfte sich im Klaren darüber sein, dass er die Krankenkassenbeiträge rückwirkend ab April 2007 zahlen muss. Da kommt ein hübsches Sümmchen zusammen. Allerdings hilft die Vogel-Strauß-Politik den Unversicherten herzlich wenig bei der Bewältigung dieser Probleme. Sie müssen schon auf Kassen und Sozialämter zugehen und vielleicht um Ratenzahlung bitten. Eher lernt der Strauß das Fliegen,als dass die Regierung ihre Gesetze überarbeitet und die Bedingungen für Krankenkassenrückkehrer erleichtert.

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