Schokoladenfabrik zahlungsunfähig

Delitzscher Traditionshaus droht Schließung

07.08.2008 / Von Dieter Janke, Neues Deutschland

Der traditionsreichen Delitzscher Schokoladen GmbH droht die Schließung. Hintergrund sind wohl Schwierigkeiten des ostdeutschen Familienunternehmens, den laufenden Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.

Die Schokoladenfabrikation im nordwestsächsischen Delitzsch kann auf eine lange Tradition zurückblicken. »Seit der Gründung 1894 ist es stets gelungen, trotz zweier Weltkriege und Veränderungen in den Eigentumsverhältnissen, die Produktion aufrechtzu- erhalten. So können wir stolz darauf sein, dass sich heute in der Delitzscher Schokoladen GmbH Wissen aus über 100 Jahren mit den modernen Technologien unserer Zeit zu einem wichtigen Erfolgsfaktor verbindet«, heißt es stolz in der Internetpräsentation der Firma. Nunmehr könnte die Erfolgsgeschichte des erst seit 2005 wieder als eigenständige Firma agierenden Unternehmens jedoch ein Ende finden. Am späten Dienstagnachmittag sah sich die Geschäftsführung unter Werner Pithan gezwungen, beim Leipziger Amtsgericht Insolvenz anzumelden. Von der drohenden Pleite sind ca. 250 Mitarbeiter betroffen, von denen die meisten erst gestern von der Hiobsbotschaft Kenntnis erhielten. »Wir wissen nicht, wie schlimm die Situation ist, wir wissen nur, dass sie schlimm ist«, sagte eine Mitarbeiterin der Leipziger Volkszeitung, die gestern die Meldung verbreitete.

Ein Vorahnung auf das drohende Aus des Traditionsunternehmens müssen die Beschäftigten bereits in den vergangenen Wochen gehabt haben. Dass die Gehaltszahlungen für die Monate Juni und Juli nicht auf den Konten eingingen, musste als sicheres Zeichen für Liquiditätsprobleme gewertet werden. Erfahrungsgemäß, so Geschäftsführer Pithan, sind die beiden Sommermonate für Schokoladenproduzenten die »gefährlichsten und schlimmsten Monate des Jahres«.

Dennoch bestanden Hoffnungen, das Werk zu retten. Es gab Verhandlungen mit der Sparkasse über einen Drei-Millionen-Kredit, mit dem die Durststrecke in diesem Jahr überbrückt werden sollte. Offenbar blieben sie jedoch ergebnislos, obwohl man nach Angaben von Pithan auf dem Markt akzeptiert sei und gute Umsätze habe. Das Problem seien jedoch die hohen Fixkosten, bei denen versucht werden soll, sie auf einen größeren Teil des Umsatzes zu verteilen. Wie es heißt, liegen nunmehr alle Hoffnungen von Management und Mitarbeitern auf dem Insolvenzverwalter.