Die Veranstalterinnen und Veranstalter der Zweiten Transformationskonferenz des Instituts für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung haben die Tragfähigkeit, Reichweite und die möglichen Grenzen des Konzepts der «organischen Krise» (Gramsci) mit Blick auf die gegenwärtige Krise des Finanzmarktkapitalismus und frühere große Krisenperioden des Kapitalismus geprüft. Es wurde davon ausgegangen, dass eine solche organische Krise die gesamte Periode des Übergangs von einer Akkumulations- und Regulationsweise des Kapitalismus zu einer anderen umfasst. Sie ist durch scharfe ökonomische Einbrüche und harte politische Konflikte gekennzeichnet. In dieser Periode wechseln sich Einzelkrisen und Phasen partieller Stabilisierung oder sogar des Aufschwungs ab. Es ist keine Periode des Niedergangs, sondern des Umbruchs, wo die alte Form der Entwicklung noch nicht abgestorben ist und die neue sich noch nicht auf eigener Grundlage entfaltet hat. Sie birgt ungeheure Gefahren und auch große Chancen. Es kann versucht werden, die Krise durch imperiale Politik nach außen zu wenden oder durch soziale Reformen in eine neue Form innerer Entwicklung zu verwandeln bzw. beides miteinander zu verbinden. Es hat autoritäre und faschistische Formen der Bearbeitung solcher Krisen gegeben, aber auch die der Demokratisierung und des Sozialstaats. Die Zweite Transformationskonferenz des Instituts für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Kooperation mit Helle Panke Berlin und der Leibniz- Sozietät der Wissenschaften zu Berlin zielte darauf ab, die Eigenarten derartiger organischer Krisen im historisch-analytischen Vergleich genauer zu verstehen und das begriffliche und methodologische Instrumentarium eingreifender Krisenanalyse weiterzuentwickeln, um davon ausgehend Aussagen über die aktuelle Krise des Finanzmarktkapitalismus, mögliche Szenarien ihres Verlaufs und Möglichkeiten emanzipatorisch- solidarischen Eingreifens treffen zu können.
Die Konferenz hat analytisch-historisch vier organische Krisen der letzten 140 Jahre unter gemeinsamen Fragen verglichen: die Große Depression (1873 ff.), die Große Weltwirtschaftskrise (1929 ff.), die Krise des fordistisch-sozialstaatlichen Kapitalismus (1973 ff.) und die gegenwärtige Krise des Finanzmarktkapitalismus. Es wurde versucht, Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser Krisen aufzudecken und Potenziale weiterer Forschung zu erschließen. Im Zentrum sollte die Frage der jeweils spezifischen Möglichkeiten transformatorischer Politik der Linken stehen, um Schlussfolgerungen für das Verständnis des Verlaufs der jetzigen Krise, möglicher Szenarien ihrer Lösung und einer eingreifenden radikalen Realpolitik der Linken zu ziehen. Es war ein besonderes Anliegen, zu prüfen, wie der Begriff der organischen Krise auf der Basis der bisherigen Theoriebildung (Marx, Gramsci, Poulantzas, Regulationstheorie etc.) bestimmt werden kann, und zu diskutieren, worin die Potenziale und die Grenzen des Konzepts im Vergleich zu anderen, wo Ansätze seiner Weiterentwicklung bestehen.
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