Vermögen fair teilen - in Europa und in Deutschland

22.05.2013 / DIE LINKE: Auf den Punkt gebracht, 21.05.2013

Durch die Presse ging: die Deutschen sind unter den Ärmsten in Europa. Die Menschen in Zypern oder Griechenland scheinen um ein Vielfaches reicher zu sein als die Deutschen. Hilfspakete wirken da fehl am Platz. Die Aussagen gehen auf eine Studie der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Verteilung von Vermögen in Europa zurück. Doch die Zahlen der Zentralbank haben mit einem seriösen Vergleich nichts zu tun. Zum Beispiel wird Wohneigentum in Deutschland nicht mitgerechnet, in Südeuropa schon.

Statt des arithmetischen Mittels, also des Durchschnittswerts, ermittelte die EZB den so genannten Median, den mittleren Wert einer Datenreihe.

»Der Teich war im Schnitt einen Meter tief und trotzdem ersoff die Kuh«, sagt ein russisches Sprichwort.

Das deutsche Wohneigentum war aus dem Vergleich verschwunden, weil mehr als die Hälfte der Bevölkerung keine Häuser oder Wohnungen besitzt. Der mittlere Wert des Wohneigentums in Deutschland ist also null. In Südeuropa dagegen leben die Menschen vorwiegend in den eigenen vier Wänden und Immobilienbesitz ist ein wich-tiger Teil der Altersvorsorge. Der Wert Immobilien war durch die Spekulation künstlich in die Höhe getrieben.

In Deutschland ist der Unterschied zwischen Durch-schnitt und Median des Vermögens besonders groß: Das durchschnittliche Vermögen pro Kopf beträgt fast 200.000 Euro, das Medianvermögen dagegen nur rund 50.000 Euro. Die Reichen, die den Vermögensdurch-schnitt nach oben drücken,
fallen beim Median unter den Tisch. In Südeuropa ist diese Differenz wesentlich kleiner.

Und:

  • Die EZB-Daten werten private Rentenverträge als Vermögen, die gesetzliche Rente aber nicht. Die Alters-sicherung in Deutschland beruht aber viel stärker als anderswo auf der gesetzlichen Rente.
  • Das Vermögen wurde nach Haushalten aufgeschlüsselt, nicht nach Einzelpersonen. In den südeuropäischen Ländern leben mehr Personen in einem Haushalt. Deren Pro-Kopf-Vermögen ist in Wirklichkeit niedriger.
Die Politik von EZB und Troika haben zur Verarmung und zur Polarisierung von Einkommen in Europa beigetragen. DIE LINKE steht für eine solidarische Politik in Europa. Wir wollen Millionäre, Milliardäre und Kapitalvermögen couragiert besteuern und sicherstellen, dass sie zur Finanzierung des Gemeinwesens angemessen beitragen. Wir stehen für eine europaweite Vermögensabgabe. Die
Profiteuer der Krise sollen für die Kosten aufkommen. In Deutschland wollen wir sehr hohe Einkommen ab einer Million mit 75 Prozent besteuern, der reguläre Spitzensteuersatz soll wieder wie zu Zeiten der Regierung Kohl auf 53 Prozent erhöht werden. Gleichzeitig würden nach nach dem Steuerkonzept der LINKEN alle entlastet, de-ren monatliches Einkommen unter 6.000 Euro liegt