Information: GIPS-Staaten

23.02.2011

In Griechenland ist das Leistungsbilanzdefizit seit Mitte der 1990er Jahre immer weiter angestiegen und erreichte 2007 fast 15% des BIP. Auch in Griechenland hat die Auslands­verschuldung damit die Marke von 100% des BIP deutlich überschritten. Anders als in Por­tugal hat sich die Produktivität bis zum Ausbruch der Krise durchaus günstig entwickelt. Die Gründe für die steigenden Defizite sind einerseits überdurchschnittlich steigende Lohnstückkosten durch sehr hohe Lohnabschlüsse und andererseits eine bis zum Aus­bruch der Krise sehr dynamische Entwicklung der Binnennachfrage. Letztere wurde nicht zuletzt durch einen Anstieg der Staatsausgaben von nominal fast 8% pro Jahr zwischen 1999 und 2007 weiter angefacht. Seit 2007 hat sich das Leistungsbilanzdefizit auf etwa 10% des BIP verringert. Der Grund ist der krisenbedingte Einbruch der Binnennachfrage, der durch die von IWF, EU-Kommission und EZB im Rahmen der Gewährung eines mit 110 Mrd. Euro dotierten Stützungspaktes auferlegte Austeritätspolitik weiter verstärkt wur­de. Die Folgen dieser drastischen Sparpolitik sind eine immer weiter schrumpfende Wirt­schaft und eine immer weiter steigende Arbeitslosigkeit.

Irland startete mit einem Leistungsbilanzüberschuss in die Europäische Währungsunion. Erst in den letzten Jahren vor Ausbruch der Krise wurde die Leistungsbilanz defizitär und das Defizit stieg in wenigen Jahren bis 2007 auf 5% des BIP an. Der wichtigste Grund für die Verschlechterung der Leistungsbilanz lag dabei in der dynamischen Binnennachfrage, die durch den hauptsächlich mit Auslandskrediten finanzierten Immobilienboom und einen sehr hohen Anstieg der Staatsausgaben angekurbelt wurde. Auch in Irland hat sich das Leistungsbilanzdefizit seit Ausbruch der Krise zurückgebildet und liegt mittlerweile bei we­niger als 3% des BIP. Verantwortlich dafür ist auch hier der Einbruch der Binnennachfrage, der durch eine massive Sparpolitik der Regierung weiter verschärft wurde. Zugleich ist Ir­land aber auch das erste Land im Euroraum, in dem die Löhne seit 2009 nicht nur real, sondern auch nominal sinken. Damit ist Irland dasjenige Land, das die von Seiten der EU-Kommission und führenden Ökonomen geforderte Politik zur Senkung der Leistungsbilanz- und Haushaltsdefizite genau umsetzt: drastische Kürzung der Staatsausgaben bei gleich­zeitiger Senkung der Nominallöhne. Das Ergebnis: Senkung des BIP seit 2007 um mittler­weile 12%, Anstieg der Arbeitslosigkeit von 4,6% im Jahr 2007 auf 14,0% im Jahr 2010 trotz massenweiser Auswanderung junger und qualifizierter Arbeitskräfte und praktisch keine Fortschritte bei der Senkung der Staatsverschuldung, weil alle Sparmaßnahmen durch sinkende Einnahmen, steigende Kosten der Arbeitslosigkeit und steigende Zinskos­ten konterkariert werden.

Portugal ist der Europäischen Währungsunion schon mit einem hohen Leistungsbilanzde­fizit beigetreten und konnte dieses seither nicht verringern. Seit 2000 betrug das Defizit im Durchschnitt fast 10% des BIP. Hierdurch ist die Auslandsverschuldung der portugiesi­schen Volkswirtschaft auf 110% des BIP angestiegen. Der Versuch, durch eine zurückhal­tende Lohnpolitik die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, scheiterte an der anhaltenden Pro­duktivitätsschwäche der portugiesischen Unternehmen. Trotz der vor allem in den letzten Jahren moderaten Lohnabschlüsse haben sich die Lohnstückkosten bereits seit Mitte der 1990er Jahre deutlich stärker erhöht als im Durchschnitt des Euroraums.

In Spanien ist das Leistungsbilanzdefizit von nur 1% des BIP im Jahr 1998 auf 10% im Jahr 2007 angestiegen. Die Auslandsverschuldung lag dadurch 2007 bei fast 80% des BIP. Ähnlich wie in Griechenland beruht der Anstieg des Leistungsbilanzdefizits auf einem überdurchschnittlichen Anstieg der Lohnstückkosten und einer dynamischen Binnen­nachfrage, wobei letztere vor allem durch den Immobilienboom angefacht wurde. Durch den Einbruch der Binnennachfrage seit 2007 hat sich das Leistungsbilanzdefizit auf mitt­lerweile etwa 5% des BIP zurückgebildet. Dadurch ist die Situation deutlich weniger drama­tisch als in Portugal oder Griechenland.