Leipziger Buchmesse am 15.3.3009: Die Internationale Finanzkrise - was ist zu tun?

02.03.2009 / Leipzig liest 2009

Datum 15. März 2009
Uhrzeit 11:30 - 12:00 Uhr
Veranstaltungsart Diskussion
Mitwirkende: Axel Troost
Titel/Beschreibung: Zum alljährlich erscheinenden MEMORANDUM der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik
Veranstalter: PapyRossa Verlag
Ort: Sachbuchforum Halle 5,
Stand: A200 Genre Fachbuch / Wissenschaft, Politik, Sachbuch

Die Vermögen, die um den Globus kreisen, sind Jahr für Jahr voluminöser geworden. Während bei den einen die Mittel für den alltäglichen Bedarf knapp sind und die Nachfrage sinkt, sammeln die anderen Vermögen und schicken es zur Mehrung auf die Finanzmärkte. Nach einer aktuellen Studie von McKinsey summieren sich allein die Geldvermögen für 2006 weltweit auf 167 Billionen US-Dollar. Gegenüber 2005 bedeutet dies ein Wachstum von 17 Prozent - deutlich höher als der Anstieg des weltweiten Bruttoinlandsprodukts. Die Geldvermögen verlangen nach Rendite. Zugleich bieten sich nicht genug Möglichkeiten, rentierlich in Produktionskapazitäten zu investieren, was sich daran zeigt, dass die Finanzvermögen viel schneller wachsen als das Bruttoinlandsprodukt. Wettbewerb und Renditedruck bringen die Finanzbranche dazu, immer waghalsigere Geschäfte einzugehen.
In den letzten zehn Jahren wurde an den Finanzmärkten mehr spekuliert als je zuvor. Schwankungen haben dadurch drastisch zugenommen. Dies wiederum lässt das Geschäft mit Derivaten - den Handel mit Schwankungen - boomen. Die Frankfurter Derivatebörse Eurex rangiert unter den weltgrößten Derivatebörsen. Allein dort wird das deutsche Bruttoinlandsprodukt sechzig Mal umgeschlagen - ohne volkswirtschaftlichen Nutzen.
Die Finanzkrise verschärft den wirtschaftlichen Abschwung. Seine Ursache ist sie nicht. Die Wirtschaftspolitik der Regierung setzt seit Jahren einseitig auf den Export. Sie fördert Lohndumping und kürzt Sozialleistungen auf Kosten der Nachfrage im Inland. Folglich ist Deutschland bei angeschlagener Weltkonjunktur besonders gefährdet.
Mit ihren Rettungsaktionen für Finanzinstitute setzen Regierungen dieser Tage das Geld der Steuerzahler aufs Spiel. Die Krise wird in Deutschland höchstwahrscheinlich die Kredite verknappen und verteuern, dies vor allem zu Lasten kleiner und mittelständischer Betriebe. Unternehmen, die Wertpapiere von Pleitebanken als Sicherheit hinterlegt hatten, können zur Nachsicherung aufgefordert werden. Versicherungen sind von Verlusten tendenziell stärker betroffen als Banken, da sie kein zweites Standbein im Zinsgeschäft haben: Es ist zu erwarten, dass sie ihre Belastungen an die Versicherten weiterreichen - die Prämien erhöhen und Leistungen kürzen.
Erfahrungsgemäß gehen Finanz- und Wirtschaftskrisen wie auch Arbeitslosigkeit mit einer steigenden Kreditkartenüberschuldung einher, um zumindest ein gewisses Konsumniveau halten zu können. Zugleich macht sich die nächste Spekulationswelle bemerkbar: Angesichts der Immobilienflaute wird verstärkt auf Rohstoffe gesetzt. Öl- und Gaspreise verteuern sich. Entgegen gängiger Behauptungen, Finanzgeschäfte seien Nullsummenspiele, bei denen die einen gewinnen, was die anderen verlieren, zeigt die Realität, dass Verluste im Krisenfall auf Bevölkerung und Steuerzahler abgewälzt werden.
Was in dieser Finanzmarktkrise zu tun ist, wird in diesem Vortrag deutlich werden.