Neue Rettungsversuche für Banken

10.10.2008 / Neues Deutschland

Die hektischen Feuerwehraktionen für den strauchelnden Finanzsektor werden in vielen Ländern fortgesetzt.

Frankfurt/Tokio (ND/Agenturen). Die Leitzinssenkung der wichtigsten Notenbanken hat die Aktienmärkte weltweit nicht beruhigt. Während die Kurse in Nord- und Südamerika sowie Asien zum Teil erneut deutlich fielen, stabilisierten sich die Börsen in Europa am Donnerstag. Der wichtigste deutsche Börsenindex DAX stieg bis zum Mittag um rund 1,5 Prozent auf knapp 5100 Punkte, rutschte bis zum Abend aber leicht ins Minus. Vor allem Bankaktien konnten nach den dramatischen Kursrutschen Boden gutmachen. Die japanische Zentralbank pumpte die Rekordsumme von umgerechnet 29,2 Milliarden Euro in den Geldmarkt, um für Stabilität zu sorgen.

Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, versuchte es derweil mit Psychologie und appellierte an die Finanzmarktakteure: »Wir sagen ihnen: Nehmt wieder Vernunft an. Es gibt Vertrauenselemente.« Die EZB kündigte an, mit weiteren Maßnahmen für eine Entspannung an den ausgetrockneten Geldmärkten zu sorgen. So würden zwei Zinssätze gesenkt, zu denen sich Banken bei der Zentralbank kurzfristig Geld leihen können. Zugleich rechnet die EZB laut ihrem aktuellen Monatsbericht mit einer Abschwächung der Konjunktur in der EU. Die heimische Nachfrage lasse nach und die Kreditbedingungen verschlechterten sich.

Auf die deutschen Exporte haben die Finanzmarktkrise und die schwächere Konjunktur auf den wichtigsten Absatzmärkten bereits durchgeschlagen. Im August sanken die Ausfuhren von Waren »Made in Germany« so stark wie seit fünf Jahren nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden meldete. Die Firmen exportierten Waren im Wert von 75,7 Milliarden Euro – das waren 2,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Von großen Konzernen gab es indes unterschiedliche Signale. Der Opel-Mutterkonzern General Motors vermeldete für die ersten neun Monate einen Absatzrückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,9 Prozent. Der Autobauer begründete dies mit den Folgen der Finanzkrise, der Kreditklemme und der hohen Inflation. Dagegen erwartet der weltgrößte Stahlkonzern ArcelorMittal für das zweite Halbjahr 2008 weiter steigende Ergebnisse. Und der Computerkonzern IBM konnte den Gewinn im abgelaufenen Quartal deutlich steigern.

Einheitlich düster sieht es allerdings in der Finanzbranche aus. So verbuchte die mit staatlichen Milliarden vor der Pleite gerettete Mittelstandsbank IKB für den Zeitraum April bis Ende Juni einen neuerlichen Konzernverlust von 540,3 Millionen Euro. In mehreren Ländern wurden die Rettungsaktionen fortgesetzt. Die isländische Regierung verstaatlichte nun auch die größte Bank des Landes, Kaupthing. Diese hat auch in Deutschland zahlreiche Kunden. Die US-Notenbank stützte den Versicherungskonzern AIG mit einem weiteren Kredit von 38 Milliarden Dollar. Einen ersten Großkredit von 85 Milliarden hat AIG inzwischen so gut wie aufgebraucht. Die US-Regierung erwägt nach einem Pressebericht Beteiligungen an amerikanischen Banken. Mit einem solchen Schritt könnte das Vertrauen in die Finanzbranche gestärkt werden, berichtete die »New York Times«. Währendessen weitet Irland seine umfassende Garantie für Spareinlagen auf fünf ausländische Geldinstitute aus.

Die Finanzaufsicht BaFin wirft laut einem Zeitungsbericht der Hypo Real Estate »bewusste Fehlinformation über die Höhe des Liquiditätsbedarfs« vor. Regierung und Banken mussten ein Rettungspaket für den Immobilienfinanzierer nach nur einer Woche erheblich aufstocken.